Hundsgiftgewächs Vinpocetin verbessert Hirndurchblutung

Eine wenig bekannte Substanz namens Vinpocetin verspricht verbesserte Konzentrationsfähigkeit, Wachheit und Gedächtnisleistung auch in höherem Alter.

In unseren Zeiten stetig steigender Lebenserwartung wird es zunehmend kritisch und auch ökonomisch bedeutend, geistig fit und vital zu bleiben,  kognitive Fähigkeiten also zu erhalten oder womöglich zurückzugewinnen. Daher sucht man ständig nach Substanzen, die

  • die Blutzufuhr zum Gehirn verbessern (siehe Verweise: 190-197)
  • die Sauerstoff- und Glukosezufuhr im Gehirn verbessern (190,198-199)
  • die Energieversorgung des Gehirns erhalten und optimieren (189,197-199,200,201)
  • die normale Blutgerinnung aufrecht erhalten 202
  • die Level von einigen Neurotransmittern positiv beeinflussen 203,204
  • die Aufmerksamkeit, das Gedächntnis und die Konzentrationsfähigkeit verbessern 205-214
  • nicht NF-kb-abhängige Entzündungen entgegen wirken 215,216

Vinpocetin steigert die zerebrale Durchblutung, in dem es die Blutgefäße weitet und die Blut-Viskosität verringert. Es kann oral, also in Kapselform, eingenommen werden und wird gut im Darm aufgenommen.

Unser Gehirn benötigt immense Mengen an Energie

… und Vinpocetin hilft ihm dabei, sie zu erhalten.

Pflanze VincaZur Unterstützung seiner vielfältigen Vitalfunktionen benötigt das Gehirn eine starke Versorgung mit Blut und einen ausgesprochen sensiblen Mechanismus zur Regulierung der Blutversorgung über die Blutgefäße. Die zerebrale, das Gehirn betreffende, Blutversorgung beträgt bei Erwachsenen 750 Milliliter pro Minute oder anders ausgedrückt, 15% der gesamten Menge, die in einer Minute durch das Herz gepumpt wird – das sind etwa 5 Liter. Einer der Gründe, dass unsere kognitiven Fähigkeiten mit fortschreitendem Alter im Allgemeinen nachlassen liegt darin, dass auch die Blutversorgung des Gehirns über die Jahre aus unterschiedlichen Gründen langsam aber stetig abnimmt und somit die Versorgung mit Sauerstoff, Glukose und weiteren Stoffen, die das überaus komplexe Organ stetig und ununterbrochen benötigt. Im Gegensatz zu den übrigen Geweben des Körpers, wie z.B. den Muskeln, die auch ohne Sauerstoffversorgung kurzfristig funktionstüchtig bleiben, ist das Gehirngewebe nicht zum anaeroben Metabolismus fähig. Deshalb führen selbst kürzeste Unterbrechungen bei der Sauerstoffversorgung des Gehirns unmittelbar zu Schädigungen der Zellen.

In einer von Middelkoop, et al. veröffentlichten Studie aus dem Jahr 2005  über spät eintretende Demenz, strukturelle Gehirnschädigung und zerebralen Gesamtblutfluss, wurde herausgefunden, dass die Gesamtdurchblutung des Gehirns auch bei gesunden älteren Patienten im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen herabgesetzt ist, und noch drastischer fiel das Ergebnis bei Patienten mit Demenz aus (1). Alzheimer steht übrigens nicht in direktem Zusammenhang mit der zerebralen Durchblutung. Man nimmt an, dass diese immer häufer diagnostizierte Erkrankung u.a. auf chronische Reizungen durch toxische Aminosäuren und freie Radikale zurückzuführen ist.

Indem es die Blutgefäße weitet und die Blut-Viskosität verringert, verbessert Vinpocetin die Hirndurchblutung mit der Folge einer Verbesserung des zerebralen Stoffwechsels, der Sauerstoff- und ganz allgemein Energie- und Nährstoffversorgung.

Es hemmt dabei offenbar das Enzym Phoshodiesterase 1 (PDE1), wodurch sich die Wände der Blutgefäße entspannen und somit den zerebralen Blutdurchfluss erhöhen. Dieser Mechanismus ist identisch mit dem Effekt, den der Stoff Sildenafil, besser bekannt unter dem Marken-Namen Viagra®, bei Männern auslöst: Sildenafil hemmt das Enzym Phoshodiesterase 5 (PDE5), wodurch es zu einer Entspannung der Blutgefäßwände im Penis kommt, was die Durchblutung und erwiesenermaßen die Erektionsfähigkeit von Millionen von Männern mit Potenzstörungen weltweit drastisch verbessert hat.

Vinpocetin wird aus Vincamin, dem Hauptalkaloid des kleinen Immergrüns (Vinca minor) gewonnen, eine Pflanze aus der Familie der Hundsgiftgewächse, die rund 40 Alkaloide enthält – und im Allgemeinen für den Menschen giftig ist.

Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, wurde das kleine Immergün früher als Heilpfanze zur Behandlung zahlreicher Krankheiten eingesetzt, bis 1987 das Bundesgesundheitsamt die Zulassung für alle immergünhaltigen Präparate aufgrund seiner Giftigkeit widerrufen hat. Von diesem Verbot nicht betroffen sind Vincamin- und Vinpocetin-Präparate, die aus der Pflanze gewonnen oder auch synthetisch hergestellt werden. Vinpocetin ist nicht toxisch und wird aufgrund seine erwähnten Eigenschaften bei zerebralen Durchblutungsstörungen eingesetzt.

Hier einige Literaturstellen, für Leser mit weitergehendem Interesse:

1. Spilt A, Weverling-Rijnsburger AW, Middelkoop HA, et al. Late-onset dementia: structural brain damage and total cerebral blood flow. Radiology. 2005 Sep;236(3):990-5.
189. Eur J Nucl Med Mol Imaging. 2002 Aug;29(8):1031-8.
190. Ideggyogy Sz. 2003 May 20;56(5-6):166-72.
191. Orv Hetil. 2001 Feb 25;142(8):383-9.
192. J Am Geriatr Soc. 1987 May;35(5):425-30.
193. ArzneimittelForsch. 1976;26(10A):1947-50.
194. ArzneimittelForsch. 1976;26(10A):1945-7.
195. Orv Hetil. 2007 Jul 22;148(29):1353-8.
196. Kardiologiia.2007;47(12):20-3.
197. Ther. Hung. 1980;28(3):98-104.
198. ArzneimittelForsch. 1976;26(10A):1980-4.
199. J Neuroimaging. 1998 Oct;8(4):197-204.
200. Nippon Rinsho. 1985 Feb;43(2):376-8.
201. Ther Hung. 1985;33(1):13-21.
202. Phytomedicine. 2009 Mar;16(2-3):111-7.
203. Brain Res. 2001 Aug 3;909(1-2):59-67.
204. Neurochem Res. 1999 Dec;24(12):1585-91.

actives gehirnUpdate:
Kurz nachdem wir diesen Artikel verfasst hatten, kam die Nachricht, dass die europäischen Behörden beschlossen haben, Sie, lieber Leser, vor den Wirkungen von Vinpocetin zu „schützen“. Fürchtet man in der EU, dass Sie zu intelligent werden könnten?
Wir lassen diese Frage unbeantwortet und versuchen Sie damit zu trösten, dass es auch andere Nahrungsergänzungen mit sehr guter Wirkung auf die Gedächtnisleistungen gibt, zur Übersicht: hier klicken.