Melatonin ist ohne Zweifel eines der preiswerten und im Prinzip einfach anzuwendenden Anti-Aging Mittel. Im Prinzip …
Melatonin ist in Europa nicht frei verkäuflich. Es hat hier keine Zulassung, auch wenn es sich in den USA über Jahrzehnte hinweg als unproblematisch erwiesen hat und dort frei zu kaufen ist.
Möglicherweise findet der eine oder andere Leser dennoch eine Einkaufsquelle, die nach Europa versendet, einen Blick ist folgende Webseite wert: AntiAging Systems (ohne Gewähr)
Was hat es nun auf sich mit Melatonin, inwiefern ist es ein zentrales Mittel im Anti-Aging?
Im Zusammenhang mit Anti-Aging ist Melatonin v.a. mit dem Namen Walter Pierpaoli verbunden.
Publikationen wie „The pineal control of aging. The effects of melatonin and pineal grafting on the survival of older mice“, „The pineal gland: a circadian or a seasonal aging clock? Aging 3: 99-101, 1991″ und, etwas reißerisch, „“Melatonin Miracle“, Verlag Simon & Schuster, New York, 1995″ tragen eine Menge an Wissen über die Wirkungen von Melatonin und seine Rolle im allgemeinen Prozeß der Alterung zusammen.
Hier ist nicht der Ort, all diese Fakten im Detail auszubreiten.
Als einer der renommierten Anti-Aging-Forscher kommt er zu dem Schluß, daß es derzeit nur 2, mit harten Fakten belegbare Strategien gibt, um das Leben zu verlängern:
- Kalorienreduzierte Ernährung
- Melatonin-Einnahme
Sein Kernkonzept ‚in a nutshell‘ – auf den Punkt gebracht – lautet:
Die Zirbeldrüse (Corpus pineale) ist der Taktgeber in der Steuerung aller hormonalen und neuro-endokrinen Vorgänge.
Es ist ein Phänomen der Alterung, daß dieser zentrale Taktgeber zunehmend chaotische, fehlerhafte, unvollständige und derangierte Signale an untergeordnete Zentren, z.B. in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), sendet. Als Folge davon gerät die gesamte hormonelle und immunologische Steuerung zunehmend aus den Fugen, meßbar z.B. an erhöhten Cortisol-, verminderten Sexualhormonspiegeln und Defiziten in der Organisation des Immunsystems.
Wenn seine These über die zentrale Rolle der Zirbeldrüse und des von ihr zyklisch abgegebenen Melatonin richtig ist, müßte nachweisbar sein, daß auch die kalorienreduzierte Ernährung Einfluß auf die Zirbeldrüse nimmt.
In der Tat zeigen Langzeitstudien an Primaten, also höherentwickelten Affen (zu dieser Gattung zählen letztlich auch Menschen), durchgeführt von Dr. George Roth und Mark Lane am National Institute on Aging in Baltimore, USA, daß diese kalorienreduziert ernährten Affen auch in höherem Alter noch jugendliche nächtliche Melatonin-Werte haben.
Die zentrale Frage für all diejenigen unter Ihnen, die sich nicht langfristig sparsam ernähren möchten oder die zumindest sicher gehen möchten, daß Sie trotz gelegentlich saftiger Mahlzeiten deshalb nicht ihre Lebensspanne und -qualität vermindern, ist:
Kann die Einnahme von Melatonin in Tablettenform denselben Effekt in Hinsicht auf die Erhaltung eines jugendlichen Hormon- und Immunsystems erreichen?
Pierpaoli sagt: Ja – aber …
Untersuchungen zeigen, daß die Gabe von Melatonin zur Nacht im Wesentlichen den Effekt hat, der Zirbeldrüse eine energieverbrauchende Eigenproduktion zu ersparen. Als Folge davon kann die Zirbeldrüse dann längere Zeit ihre anderen Aufgaben in der Steuerung des Hormonsystems, die über ein recht komplexes Geflecht von Peptidabsonderungen erfolgt, wahrnehmen.
Dies ist eine überraschende Feststellung, denn bisher war man immer davon ausgegangen, daß man keineswegs Hormondrüsen zur Faulheit verhelfen darf (Gefahr der Verkümmerung).
Daß dies bei der Zirbeldrüse anders ist – die Belege sind eindeutig dafür – liegt daran, daß sie nicht mehr von einer übergeordneten Drüse gesteuert wird, sondern auf hormonell-neuroendokrinem Gebiet die oberste Hierarchieebene darstellt. Darüberhinaus ist die Melatoninproduktion eben nicht die Hauptaufgabe der Zirbeldrüse – die liegt im Bereich der Steuerung des gesamten Hormon- und Immunsystems und wird nicht über Melatonin vermittelt.
Von außen zugeführtes Melatonin, so kann man anschaulich sagen, ermöglicht es der Zirbeldrüse, sich in höherem Ausmaß ihren wichtigeren Kernaufgaben zu widmen statt Energie in die Synthese von Melatonin zu investieren.
So verstanden folgt daraus auch die nächste Erkenntnis, die aber nicht primär durch theoretische Überlegungen, sondern durch die Beobachtung der Wirkungen von Melatoningaben bei Erwachsenen verschiedenen Alters gewonnen wurde.
Melatonin nutzt wenig, wenn es erst dann eingenommen wird, wenn die Zirbeldrüse bereits deutlich gealtert ist!
Es zeigte sich, daß ältere Probanden weniger von Melatonin-Einnahmen profitierten als jüngere.
Schlechte Nachricht also für alle, die sich bereits jenseits des 40sten Lebensjahres befinden. Melatonin regeneriert NICHT eine bereits gealterte Zirbeldrüse, sondern bewahrt eine noch jugendliche Zirbeldrüse vor Alterung.
Das sind die Fakten, mit denen wir uns abfinden müssen.
Quoad unserer Zielsetzung, echter Rejuvenation, Anti-Aging im Sinne der Umkehrung von Alterungsvorgängen, sind wir damit also um keinen Schritt weiter.
Aber: Es folgt daraus, daß alle Leser, die sich noch zu jung für Anti-Aging fühlen, Melatonin ganz dringend nötig haben und damit künftig höhere Ausgaben für tiefergreifende Maßnahmen jedweder Art bis hin zum Facelifting mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit sparen könnten!
Was aber können wir nun wirklich tun – wir, die wir von echtem Anti-Aging träumen?
Darüber bald mehr an dieser Stelle.
Bleiben sie gesund und fröhlich – Sie haben trotzdem Grund dazu.